Die Sonne ging hinter den Bergen des ländlichen Montana unter und warf lange Schatten auf Mike Davidsons verwitterten Pick-up, während er die kurvige Schotterstraße entlangfuhr. Als Naturfotograf hatte er unzählige Stunden damit verbracht, diese abgelegenen Nebenstraßen auf der Suche nach dem perfekten Motiv zu durchqueren, aber heute fühlte sich etwas anders an. Die frische Herbstluft war von einer ungewöhnlichen Stille erfüllt, die nur durch das Knirschen des Kieses unter seinen Reifen und den fernen Schrei eines Vogels unterbrochen wurde.

Mike war diese Strecke schon Dutzende Male gefahren, aber er hatte sich noch nie auf den überwucherten Seitenweg gewagt, der ihm an diesem Abend ins Auge fiel. Irgendetwas an der Art und Weise, wie das schwindende Sonnenlicht durch die Bäume fiel, lenkte seine Aufmerksamkeit auf den schmalen Pfad, der zwischen dem dichten Unterholz kaum zu erkennen war. Vielleicht war es Instinkt oder vielleicht Schicksal, aber Mike verspürte den unerklärlichen Drang, der Sache nachzugehen.

„Nur ein kurzer Blick“, murmelte er vor sich hin und drehte das Lenkrad seines alten Ford. Die Federung des Trucks ächzte, als er vorsichtig durch das unwegsame Gelände navigierte. Der Weg schien sich endlos durch den dichten Wald zu schlängeln, und jede Kurve offenbarte nichts als noch mehr Wildnis. Gerade als er aufgeben und umkehren wollte, öffneten sich die Bäume zu einer kleinen Lichtung.

Was Mike dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

In der Mitte der Lichtung stand ein verfallenes Holzgebäude, das einst eine Hütte gewesen sein könnte. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, das Dach teilweise eingestürzt, was von jahrelanger Verlassenheit zeugte. Aber es war nicht das Gebäude, das Mikes Herz höher schlagen ließ – es war das, was in seinem Schatten lag.

Dort, an einen verrosteten Metallpfosten gekettet, befand sich ein Deutscher Schäferhund. Das Fell des Hundes, das eigentlich dick und glänzend sein sollte, war verfilzt und stumpf. Die Kette um seinen Hals war so kurz, dass er sich kaum mehr als ein paar Meter in eine Richtung bewegen konnte. Trotz seines offensichtlichen Leidens bewahrte der Hund eine Würde, die Mike zutiefst beeindruckte. Seine bernsteinfarbenen Augen, obwohl müde, strahlten eine Intelligenz aus, die ihn direkt zu durchdringen schien.

Mike stellte den Motor ab und die Stille, die darauf folgte, war ohrenbetäubend. Er saß da, das Lenkrad umklammernd, seine Knöchel weiß vor Anspannung. In all den Jahren, in denen er Wildtiere fotografiert hatte, war er Zeuge der harten Realität der Natur geworden, aber das hier war anders. Dies war vorsätzliche Grausamkeit.

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